Lieber Rainer Kuehn, wie setzt man Schmerz, Trauer, Dankbarkeit und Hoffnung in Stein um? Tatsächlich war ich zu Anfang unseres gemeinsamen Arbeitsprozesses völlig ratlos, wie das Grabmal, das ich mir für meine Eltern wünschte, eigentlich aussehen soll... Also habe ich Ihnen ausführlich von meinen Eltern erzählt, von meinen Geschwistern und mir, von Glück und Leid, von prallen 95 bzw. 93 Lebensjahren. Sie haben geduldig zugehört, meinen Schmerz und meine Trauer ausgehalten und einfühlsam immer wieder die richtigen Fragen gestellt. Tatsächlich entwickelte sich die Arbeit am Entwurf für das Grabmal für mich zur echten Trauerarbeit, an diesem Stein habe auch ich etwas "abarbeiten" können - ohne wie Sie ein Steinmetz-Werkzeug in die Hand genommen zu haben. Der Entwurf veränderte sich, ein Stein wurde ausgesucht, es gab viele fruchtbare Gespräche bei Ihnen in der Werkstatt, am Telefon und auch auf dem Friedhof. Ich war froh, Ihnen die Verantwortung für die In-Stein-Setzung meiner Gefühle überlassen zu können und auf Ihr handwerkliches Geschick zu vertrauen. Aus all dem haben Sie einen Grabstein geschaffen, der Ruhe und Zuversicht ausstrahlt, Frieden gibt, denjenigen, die ihn betrachten. Ein Schlußstein. Der Erde fest verbunden, zum Himmel aufgereckt. Endgültig. Zwei Leben in Stein gemeißelt. Jetzt steht er da, "der Anröchter", wie ein alter Freund, der schon immer da war und mich trotzdem überrascht. Erst jetzt sichtbar geworden in einer Form, die zu beschreiben mir nicht möglich war - die zu gestalten Ihnen aber gelungen ist. So kann auch ich jetzt zur Ruhe kommen und die Wogen der Erinnerungen - schöne wie traurige - abklingen lassen. Der Stein gibt meinen Eltern einen Platz zum Ausruhen, steht treu und auch ein wenig stolz an ihren Gräbern. Tatsächlich kann ein guter Steinmetz Schmerz, Trauer, Dankbarkeit und Hoffnung in Stein umsetzen ... Ich sage erleichtert und sehr herzlich DANKE Ihre Christiane Vienenkötter, Dorsten